Das Institut für Physik und Astronomie der Universität Potsdam bietet seinen Professoren und Studenten hervorragende Arbeitsbedingungen. Wichtiger Baustein der stabilen Klimatisierung der Gebäude ist eine Sonnenschutzfassade aus beweglichen Klappläden. Colt International konzipierte eine attraktive Gebäudehülle, die für optimalen Sonnenschutz sorgt und stets wechselnde Ein- und Ausblicke ermöglicht.
Im Neubau des Institutes für Physik und Astronomie der Universität Potsdam sind die verschiedenen Bereiche der Physik, die zuvor über mehrere Häuser verteilt waren, unter einem Dach zusammengefasst. In unmittelbarer Nähe zu außeruniversitären Forschungseinrichtungen erfolgt in dem neuen Gebäudeensemble nun das gesamte Studium der Physik inklusive Praktika.
Das langgestreckte dreigeschossige Institut setzt die städtebauliche Zielplanung des Universitätscampus fort. Den Planern vom Dresdner Architekturbüro Böge ist es gelungen, die eher unruhige kammartige Struktur des benachbarten Institutkomplexes für Biochemie, Biologie, Chemie und Geowissenschaften mit einem wohltuend beruhigenden Gebäudeelement zu ergänzen. Einen wesentlichen Beitrag sowohl zur ästhetischen Wirkung des neuen Institutsgebäudes als auch zu Tageslichtökonomie und Sonnenschutz leistet die attraktive Fassade aus teilweise beweglichen Klappläden.
Wie eine Schutzhaut umschließen diese Läden das gesamte Gebäude rundum. Besonders eindrucksvoll ist die goldene Färbung der gesamten Fassade. Je nach Sonneneinstrahlung und Lichteinfall schieben sich die einzelnen Läden zusammen und öffnen sich wieder. Das Ganze erweckt den Eindruck einer überdimensionalen Ziehharmonika.
Die Sonnenschutzfassade, die von Colt International für das neue Institut für Physik und Astronomie der Universität Potsdam entwickelt und installiert wurde, besteht aus teils fest stehenden, teils beweglichen Klappläden. Auf einer Fläche von rund 1.225 Quadratmetern wurden insgesamt 535 Fassadenelemente unterschiedlicher Größe montiert, und zwar an allen vier Gebäudeseiten im Erdgeschoss und in den beiden Obergeschossen. 250 dieser Elemente sind bewegliche Klappläden. Die Fensterfelder, vor denen die Läden angebracht wurden, sind in der Regel 1,25 Meter breit und 1,80 Meter hoch. Dabei sind jeweils zwei Paneele auf einer Klappkonstruktion befestigt. An zwei Gebäudeseiten wurde vor den Treppenhausverglasungen (2,66 Meter x 7,25 Meter) eine modifizierte Variante montiert. An der Westfassade gibt es zudem einige in der Breite abweichende Elemente.
Die Klappläden selbst bestehen standardmäßig aus einer Klapprahmenkonstruktion, je zwei beschichteten Paneelblechen (Eloxal E6EV2) und einem Linearantrieb (Zahnriemen) in einem Strangpressprofil. Der Linearantrieb ist oben und unten mittels Konsolen am Rohbau befestigt. Maximal drei Ladenfelder sind durch elastische Klauenkupplungen und Koppelwellen miteinander verbunden. Der Antrieb erfolgt jeweils über einen 230V-Kompakt-Getriebemotor, die Endlagen werden mit Endschaltern erfasst. Im Bereich der Treppenhäuser sind im Unterschied zu den Standardfeldern jeweils vier Felder übereinander angeordnet. Die Klappläden bestehen hier aus einem Linearantrieb in einem doppelten Strangpreßprofil (Doppelpfosten) und den vier Klapprahmenkonstruktionen mit je zwei Paneelblechen. Der Linearantrieb (je vier Kompakt-Getriebemotoren) ist hier im Treppenhausbereich oben, unten und in der Mitte mit Konsolen am Rohbau befestigt.
Im gesamten Gebäude sind 276 Getriebemotoren im Einsatz. Alle beweglichen Teile sind in einem Gehäuse aus stranggepresstem Aluminium und in wartungsfreien Gleitlagern untergebracht. Die Gehäuse wiederum sind jeweils über zwei Stahlkonsolen am Rohbau angebunden. Die Auf- und Abbewegung der Klappläden erfolgt über Synchronscheiben, die auf Antriebswellen aus Edelstahl gelagert sind, in Verbindung mit einem Zahnriemen und einer Linearführung.
Für die vertikale Bewegung der Klappläden sorgen drei Spezialsteuerungen vom Typ Colt CCS 2000. Mit ihnen werden über die drei Etagen verteilt 250 Sonnenschutz-Klappläden angesteuert. Die Ansteuerung erfolgt über insgesamt 135 Gruppen zu je 2 Motoren. Im Erdgeschoss befinden sich 35 Räume mit je zwei Klappläden, im ersten und zweiten Obergeschoss jeweils 50 Räume, für deren Beschattung ebenfalls jeweils zwei Klappläden pro Raum zur Verfügung stehen. Aufgrund der Entfernungen in den einzelnen Etagen werden zur Minimierung des Verkabelungsaufwandes dezentrale I/O-Module eingesetzt, die über ein CAN-Bussystem miteinander vernetzt sind.
Die Steuerung der Läden verfügt über eine Tag- und eine Nachtfunktion. Mit Hilfe eines frei programmierbaren Uhrenschaltprogramms können beide Funktionen aufgerufen werden. Die Außenhelligkeit wird von zentralen richtungsabhängigen Helligkeitssensoren erfasst. Die Sonnenschutz-Klappläden werden automatisch in die Beschattungsposition gefahren, sobald ein zuvor definierter Helligkeitswert erreicht ist. Zusätzlich berücksichtigt das Steuerungssystem den aktuellen Sonnenstand. So bleiben die Sonnenschutzanlagen an den Fassaden ohne direkte Sonneneinstrahlung geöffnet. Im Nachtbetrieb werden alle Klappläden in eine definierte Nachtstellung gefahren.
In jedem Raum befindet sich zusätzlich ein Handtaster, mit dem ganz nach den individuellen Wünschen der Menschen, die sich in dem Raum aufhalten, die Position der einzelnen Klappläden geändert werden kann. Bestimmte einprogrammierte Sicherheitsfunktionen können diese individuellen Positionen allerdings wieder aufheben. So werden die Klappläden bei extremen Wetterverhältnissen in eine einstellbare Schnee-, eine Wind- oder eine Regenstellung oder bei Eisgefahr in eine Froststellung gefahren. Sensoren und Außenfühler geben hierzu die ausschlaggebenden Impulse. Auch für den Fall eines Brandes können die Läden in eine einstellbare Feuerstellung gefahren werden.
Die Sonnenschutzfassade am Institut für Physik und Astronomie der Universität Potsdam stellt einen innovativen Beitrag zu einer anspruchsvollen Gebäudeästhetik, zu einer transparenten Fassadengestaltung und zum Wohlfühlquotienten eines zukunftsweisenden Bauprojektes dar. Die Universitätsverwaltung hob bei der Eröffnung des neuen Institutes, dessen Baukosten in Höhe von 23 Millionen Euro übrigens zur Hälfte mit Mitteln der Europäischen Union bestritten wurden, die Pluspunkte des modernen Gebäudekomplexes hervor: "Das neue Gebäude bietet hervorragende Bedingungen für experimentelle und theoretische Forschung. Die Architektur des Hauses erleichtert mit ihrer offenen Konstruktion die Kommunikation der verschiedenen Arbeitsgruppen und der Studierenden und Lehrenden".