Beim Projekt X-TU handelt es sich um einen Appartment-Komplex der französischen Architekten Nicolas Desmazières und Anouk Legendre (auch bekannt als X-TU) im Pariser Vorort Nanterre, auf einer verlängerten Achse des Büro- und Hochhausviertels La Défense im Nordwesten der Hauptstadt. Es ist nicht zu übersehen, dass die Architekten sich optisch an der nahen Präfektur des Departments Haute-de-Seine orientiert haben. Diese wurde in den 1970er Jahren durch André Wogenscky errichtet, einem langjährigen Mitarbeiter von Le Corbusier.
Die Fertigstellung des X-TU erfolgte im Jahr 2012. Auf einem lang gestreckten Sockel, in dem sich Büros und Geschäfte befinden, erheben sich neun Wohnblöcke - fünf auf der Süd- und vier auf der Nordseite - mit bis zu zehn Geschossen. Um auf der Südseite einen ausreichenden Sonnenschutz zu gewährleisten, erhielt das Gebäude hier eine vorgehängte, mit starren und beweglichen Glaslamellen ausgestattete Fassade aus dem Shadoglass System von Colt International. Diese Glashaut wirkt wie ein Netz aus horizontal angeordneten Segmenten, die durch ihre unterschiedliche Bedruckung ein abwechslungsreiches Bild feiner Grauschattierungen bieten. Die vier Türme auf der Nordseite sind niedriger und weisen eine andere Fassadengestaltung auf.
Der Komplex des X-TU ist 105 Meter lang und bis zu 33 Meter hoch. Das gesamte Areal umfasst etwa 16.000 m². Neben den Büros, Läden und einer Kunstgalerie im Erdgeschoss umfasst der Bau 164 Appartements bzw. Wohnungen in den Türmen mit einem bis drei Zimmern sowie Küche und Bad. Zwischen den einzelnen Wohntürmen befinden sich kleine Gärten, ebenso Grünflächen auf den Terrassen und Geschossebenen, die das Gesamtbild auflockern und die Massigkeit des Komplexes abmildern. Hinter der Fassade aus Glaslamellen auf der Südseite liegen Loggien und Laubengänge, über die die Wohnungen zu erreichen sind. Kellerräume und Stellplätze für Autos sind auf den drei unterirdischen Ebenen untergebracht.
Die gesamte Fläche, die Colt mit Glaslamellen für den Witterungs- und Sonnenschutz zu bestücken hatte, betrug ca. 1.820 qm. Die Bewohner sollten die Möglichkeit haben, in den Laubengängen und Loggien jederzeit per manueller Steuerung für eine ausreichende Belüftung bzw. für Sonnenschutz sorgen zu können. Insgesamt setzte Colt 4.087 Glaslamellen ein. 1.958 Stück sind beweglich, 2.129 Stück sind fest installiert und dienen gleichzeitig als Brüstung. Die Höhe der horizontal montierten Glaslamellen beträgt 300 mm, die Breite variiert zwischen 1.310 und 1.800 mm.
Unter dem Gelände des X-TU herrscht ein reger U-Bahn-Verkehr, deshalb wurde der Komplex auf Schwingungsdämpfer gesetzt. Für das System von Colt bedeutete dies, dass es in der Lage sein musste, diese Schwingungen spannungsfrei aufzunehmen. Darüber hinaus war ein "Lifecycletest" bezüglich der Standsicherheit der Fassade zwingend vorgeschrieben. Dieser Test sieht 10.000 Öffnungs- und Schließungsvorgänge ohne Komplikationen vor. Die Prüfung wurde vom Centre scientifique et technique du bâtiment (CSTB) in Grenoble durchgeführt und verlief ohne Probleme. Das System arbeitete nach 10.000 Zyklen genauso zuverlässig wie zu Beginn.
Colt setzte auf sein bewährtes Produkt Shadoglass LS4 "light" für den Sonnenschutz und die Belüftung mittels Glaslamellen. Shadoglass ist ein innovatives und elegantes System zur Beschattung von Fassaden. In der automatischen Ausführung werden die einzelnen Lamellen dem Sonnenstand automatisch nachgeführt. Je nach Material der Lamellen und der entsprechenden Absorptions- und Reflexionsfähigkeit hat Shadoglass eine unterschiedliche Wirkung beim Sonnenschutz. Die absorbierte Wärme wird dabei nicht an die Innenräume abgegeben.
Im X-TU wurden Lamellen installiert, die von den Bewohnern zu jeder Zeit per Handkurbel und Trapezspindel geöffnet werden können. In enger Zusammenarbeit mit den Architekten wurde von den Colt-Spezialisten ein neues System konzipiert, das alle zuvor genannten technischen Anforderungen lückenlos erfüllt. Ein weiterer wesentlicher Vorzug der Shadoglass Lamellen ist die gestalterische Vielfalt. Das System lässt sich mit allen denkbaren Dekors bedrucken oder mittels einlaminierten Folien optisch verändern. Für das X-TU entwickelten die Architekten ein eigenständiges Design und ließen die Glaslamellen mit fünf unterschiedlichen Mustern bedruckten.
Verbaut wurden am Ende insgesamt 398 Einheiten in den Maßen von etwa 1,5 m x 2,7 m. Jede Einheit besteht aus vier starren und fünf beweglichen Glaslamellen. Die beweglichen Lamellen können manuell zur täglichen Belüftung geöffnet bzw. zum Sonnenschutz geschlossen werden. Als Material für die Lamellen wurden VSG-Scheiben verwendet, die zuvor - wie erwähnt - nach den Entwürfen der Architekten in fünf unterschiedlichen Dekoren bedruckt wurden. Insgesamt kamen 4.075 Gläser in 38 verschiedenen Abmessungen auf einer Fläche von etwa 1.350 m² zum Einsatz. Das bedruckte Glas sorgt im Sommer für einen perfekten Sonnenschutz und bietet mit der individuell handhabbaren Belüftungsmöglichkeit ein hervorragendes Klima. Bei geschlossenen Lamellen können die Loggien in der kalten Jahreszeit zu Wintergärten umfunktioniert werden.
Die Fassade mit dem Colt Shadoglass System erfüllt allerdings nicht nur alle technischen Vorgaben, sondern bietet auch ein höchst ästhetisches Erlebnis aus der Nähe und aus der Ferne. Auch wenn die Lamellen von den Bewohnern immer wieder in andere Positionen gebracht werden und die Fassade sich dadurch ständig verändert, bleibt der Gesamteindruck doch harmonisch.