Der Neubau des Hauptsitzes der Schweizerischen Bundesbahnen SBB in Bern ist eine Glanzleistung zeitgemäßer Architektur mit vielen nützlichen und wegweisenden technischen Extras "Made in Switzerland". Gleich auf den ersten Blick fällt das neuartige Fassadensystem aus verschiedenen farbigen Glaslamellen ins Auge, das von der Colt International GmbH entwickelt wurde.
Die SBB ist Eigentümerin eines Großteils der Bahnstrecken, Bahnhöfe und Bahnen in der Schweiz und gilt als eine der wertvollsten Schweizer Marken. Getreu dem Motto der SBB will die Firma ihren Kunden das Gefühl geben, sich "unterwegs zu Hause" zu fühlen, dieses Leitmotiv gilt auch für den neuen Hauptsitz.
In einem Gesamtleistungswettbewerb wurden sowohl die Architekten als auch der Totalunternehmer in einem einzigen Verfahren ausgewählt. Gewinner des Verfahrens waren die Anliker AG aus Emmenbrücke als Generalunternehmerin und Lussi+Halter Architekten aus Luzern.
Die Anliker AG steht für nachhaltiges und umweltgerechtes Bauen, hervorragende und geprüfte Qualität sowie für perfekte Projektorganisation und hohe Sicherheitsstandards. Zielsetzung der ArchitektenLussi+Halter ist es, "Bauten zu entwickeln, die eine optimale Lösung in funktionaler, ästhetischer und konstruktiver Hinsicht darstellen." Über den Bau für die SBB in Bern sagen sie: "Das Projekt setzt ein sichtbares Zeichen für den Kulturwandel innerhalb der SBB. Die Fassaden bestehen aus farbigen beweglichen Glaslamellen, die dem Gebäude je nach Sonnenstand einen sich wandelnden Ausdruck verleihen."
Zur Berechnung der bauphysikalischen Kennwerte für das Fassadensystem wurde das Ingenieurbüro für Bauphysik, Glas-, Fenster- und Fassadenbau Buri Müller Partner GmbH aus Burgdorf als technische Spezialfirma einbezogen.
Der Neubaukomplex der SBB besteht aus zwei im rechten Winkel zueinanderstehenden Gebäuden in zeitgemäßer und anspruchsvoller Architektur. Die Colt International GmbH wurde beauftragt, an allen vier Seiten und allen sieben Obergeschossen der Fassaden ein technisch effizientes und ästhetisch anspruchsvolles Sonnenschutzsystem zu installieren. Für die Gestaltung der kinetischen Fassaden wurde ein Colt-Lamellensystem mit vertikalen, beweglichen Glaslamellen in fünf verschiedenen Farben ausgewählt. Das Fassadensystem ist für jede einzelne Fassade und Farbe individuell steuerbar. So entstand eine sich bewegende Fassade, die ein dynamisches Statement für die gesamte Architektur darstellt. Das primär als Sonnenschutz konzipierte Lamellensystem erhält in Form der vorgehängten, gläsernen Fassade, die ein interessantes und subtiles Spiel der Farben vorführt, eine zusätzliche formale und inhaltliche Qualität.
Die Vorgabe der passiven Sicherheit wurde durch die neuartigen Colt Glaslamellen erreicht. Diese wurden dafür mit einem Spezialgewebe versehen. Die fünf Farbtöne wurden einseitig auf das spezielle Gewebe (SEFAR Architecture Vision) aufgebracht und in das Verbundsicherheitsglas einlaminiert. Um die Lichtdurchlässigkeit und den Blick von Innen nach Außen zu gewährleisten, ist die Gewebeeinlage außen farbig und innen schwarz. Nach aufwändigen Tests wurde der Nachweis erbracht, dass es sich bei diesen einzigartigen Colt Glaslamellen um ein innovatives Produkt handelt.
Das bewegliche Sonnenschutzsystem arbeitet mit komplett verdeckter Mechanik. Die gesamte Technik, wie Motoren, Getriebe, Torsionswelle und die Verkabelung, ist "unsichtbar" in den Tragprofilen aus Aluminium integriert. Die Antriebmechanik aus Schneckengetriebe und geräuscharmen Rohrmotor garantiert eine positionsgenaue Sonnenstandnachführung der Lamellen mit dem Colt eigenen Steuerungssystem Soltronic III. Die Glaslamellen sind in einem Winkel von 200 Grad drehbar. Um ein lebhaftes äußeres Bild mit unterschiedlich stehenden Lamellen zu erzielen, wurden diese in unterschiedlichen Winkeln an die Getriebe montiert. Um die Funktionen Sonnennachführung und Sonnenschutz ideal umzusetzen, wurde der Farbton Gold um 90 Grad zur Fassade gedreht und somit in den optimalen Winkel zum Sonnenstand gestellt. In 5-Grad-Schritten können die Goldlamellen nachgeführt werden. Die übrigen vier Farbtöne stehen wie folgt zum optimalen Winkel: Pearl steht mit 80 Grad um -10 Grad zum optimalen Winkel bzw. zum Farbton Gold, Aluminium ist um -5 Grad gedreht, Chrome um +5 Grad zum optimalen Winkel und die Farbe Kupfer steht im Winkel von 100 Grad zur Fassade und damit um +10 Grad zum Idealwinkel. Mit der Extra-Funktion Cut-off kann das Tageslicht in höchstem Maße genutzt werden.
Die vertikalen Glaslamellen werden mit einem 230 Volt-Induktionsmotor über die Torsionswelle und das Getriebe gedreht. So können die Glaslamellen zu beliebig grossen Gruppen zusammengefasst werden. Vom ersten bis zum siebten Obergeschoss der Bürogebäude dienen die Glaslamellen als Sonnenschutz. Auch an die elektronische Steuerung des Lamellensystems war u.a. die Anforderung gestellt, dass sie einen optimalen Schutz vor der Sonne bieten soll. Das Wetter und die klimatischen Bedingungen des Standorts sollten dabei in der Weise berücksichtigt werden, dass möglichst viel Tageslicht genutzt werden kann.
"SEFAR Architecture Vision" heißt das spezielle Präzisionsgewebe aus Polyester-Monofilamenten, das bei dem Fassadensystem für die SBB in Garnstärken zwischen 140 und 260 Mikrometern auf einer offenen Fläche zwischen 25 und 70 Prozent, in fünf Gewebetypen und sechs Beschichtungen eingesetzt wurde. Die hauptsächlichen Anwendungsgebiete von "SEFAR"-Gewebe finden sich andernorts in Verbindung mit Verbundglas, Isolierglas und laminiert in Kunststoff oder Plexiglas sowie als textile Oberfläche. Das ästhetisch ausgefeilte Sonnenschutzsystem und die automatische Steuerung fördern das Wohlbefinden der Nutzer und reduzieren zugleich die Energiekosten für die Kühlung und das Licht.
Die Innovation aus dem Hause Colt bietet nun sowohl den Kunden als auch den Mitarbeitern der SBB die Möglichkeit, sich in den SBB-Büros wie zu Hause zu fühlen.