Bewegliche Glaslamellen folgen dem Stand der Sonne

Neue Acer-Zentrale im Tessin mit intelligentem Sonnenschutz

In Bioggio bei Lugano in der Schweiz hat der Computerriese Acer eine neue Firmenzentrale bezogen. Das langgestreckte Gebäude inmitten der Tessiner Bergwelt ist komplett umhüllt von einer spiegelglatten grau schimmernden Hülle aus Glaslamellen. Diese „zweite Haut“ dient nicht nur der Optik. Es handelt sich um eine bewegliche Lamellenanlage - und sie bietet effektiven Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung, optimiert die Tageslichtökonomie und unterstützt die Durchlüftung. Colt International hat sie konzipiert, gebaut und installiert.

Der taiwanesische Computerkonzern Acer hat in diesem Frühjahr im Tessin Wurzeln geschlagen: Das komplette EMEA-Geschäft (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) wird nun vom schweizerischen Bioggio aus gemanagt. Das neue etwa 7.500 Quadratmeter große Firmengebäude in der Nähe von Lugano, das von der Tarchini Group geplant und realisiert wurde, ersetzt mehrere bis dato in der Region verteilte Standorte und bietet rund 250 Angestellten nunmehr ein zentrales Headquarter für Marketing, Finanzen und Logistik. Neben Büros und Konferenzräumen beherbergt das futuristische Firmenquartier auch technische Labors.

Acer Zentrale mit intelligentem Sonnenschutz Beweglicher Glaslamellen folgen dem Stand der Sonne Helligkeitssensoren liefern die Information an die Steuerung Schatten und gute Sicht von innen nach außen Abendansciht mit geschlossenen Glaslamellen

Die bewegliche Glaslamellenanlage erfüllt alle Ansprüche an moderne Gebäudeästhetik

Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit spielten sowohl bei der Auswahl der beim Bau verwendeten Materialien als auch im energetischen Konzept eine wichtige Rolle. Ein wesentlicher Aspekt war in diesem Zusammenhang die Beschaffenheit der Gebäudehülle und ihre Funktionalität für das Klima und damit für die Behaglichkeit im Gebäudeinnern. Bauherr und Firmenleitung entschieden sich für eine multifunktionale Glasfassade mit „intelligenter“ Steuerung, die effektiven Sonnenschutz, Lichtlenkung und Durchlüftung miteinander verbindet.

Als Partner für die Konzeption und Umsetzung wurde Colt International ins Boot geholt. Das Unternehmen hat Jahrzehnte Erfahrung mit der Entwicklung und Realisierung von komplexen Anlagen für systematischen Sonnenschutz und optimierte Tageslichtökonomie in aller Welt. Die bewegliche Glaslamellenanlage Shadoglass, die Colt International für den Acer Konzern in Bioggio realisierte, erfüllt alle Ansprüche an moderne Gebäudeästhetik – und sie bietet eine verlässliche Funktionalität.

Von Glaslamellen eingehüllt

Die bewegliche Glaslamellenanlage, die Colt International für den Acer Konzern in Bioggio realisierte, erfüllt alle Ansprüche an moderne Gebäudeästhetik – und sie bietet eine verlässliche Funktionalität.
Die bewegliche Glaslamellenanlage, die Colt International für den Acer
Konzern in Bioggio realisierte, erfüllt alle Ansprüche an moderne
Gebäudeästhetik – und sie bietet eine verlässliche Funktionalität.

Das komplette Acer-Firmengebäude wurde - von einigen Aussparungen im Bereich von Balkonen an der Ostseite des Gebäudes abgesehen - ab dem ersten Obergeschoss in Glaslamellen eingehüllt. Sie hängen in insgesamt 17 waagerechten Reihen schuppenartig übereinander angeordnet vor der eigentlichen Gebäudefassade. Zum Teil sind sie starr montiert, vor den Fenstern hingegen lassen sie sich vollflächig öffnen, und zwar stufenlos von etwa vier bis 90 Grad. Der Clou: Wie von Geisterhand geführt, öffnen oder schließen sie sich automatisch - je nach Sonnenstand und Wetterlage.

Die Anordnung der Lamellen folgt an jeder der vier Gebäudeseiten einem durchgängigen, statischen Muster: Auf drei Reihen mit feststehenden Lamellen folgen vier Reihen mit beweglichen Lamellen, die wieder von drei Reihen mit feststehenden Lamellen abgelöst werden, und so fort. Lediglich an den Gebäudekanten wurden die Glaselemente über die gesamte Gebäudehöhe (14 Meter) fest montiert.

Die Lamellen haben alle eine einheitliche Breite von etwa 65 Zentimetern; die Längen variieren zwischen 3,35 und 4,90 Metern. Sie sind auf Vertikalvierkantrohren aus Edelstahl gelagert und werden über eine Schubstange mit einem Drehstrommotor (3~400V) angetrieben. Die Konsolen sind mit der Lisene verschraubt und hinten mit Halfenschienen, Hammerkopfschrauben und Fixierung an die Wand montiert. Den Abschluss der Sonnenschutzfassade an der oberen Gebäudekante bildet eine komplett umlaufende Reihe waagerecht angeordneter transparenter Glaselemente. Colt International installierte sie zum Schutz des Wartungssteges vor Niederschlag.

Gute Durchsicht von innen nach außen

Die Glaslamellen selbst bestehen aus Verbund-Sicherheitsglas aus zweimal acht Millimeter siebbedrucktem teilvorgespanntem Glas
Die Glaslamellen selbst bestehen aus Verbund-Sicherheitsglas aus
zweimal acht Millimeter siebbedrucktem teilvorgespanntem Glas

Von außen sind von der Lamellenhalterung lediglich kleine „Haltenasen“ sichtbar. Das trägt zum Gesamteindruck von Leichtigkeit bei, den die ansonsten doch sehr kompakte und vor allem großflächige Anlage beim Betrachter auslöst. Die neue Acer-Zentrale erstreckt sich immerhin über eine Länge von etwa 90 Metern bei der Breite von 35 Metern.

Die Shadoglass - Glaslamellen selbst bestehen aus Verbund-Sicherheitsglas aus zweimal acht Millimeter siebbedrucktem teilvorgespanntem Glas plus einer 1,52 Millimeter PVB-Folie. Sie sind in den Farben schwarz und weiß bedruckt - das Muster erinnert bei genauem Hinsehen an gelochtes Blech. Der Bedruckungsgrad beträgt 80 Prozent, was eine ausreichende Beschattung bedeutet ohne dass die Durchsicht von innen nach draußen zu stark behindert wird. 
Alle Glaselemente sind mit einer speziellen Schmutz abweisenden Beschichtung versehen, was die Reinigung erheblich erleichtert („Lotoseffekt“).

Steuerung mit Schattenkantenführung

Das Herzstück der gesamten Glasanlage ist ihre automatische Steuerung. Die komplette Anlage wird dem Sonnenstand nachgeführt, wobei das Prinzip der sogenannten Schattenkantenführung zum Tragen kommt. Bei diesem Prinzip werden die Glaslamellen - bei Sonneneinstrahlung - jeweils nur soweit geöffnet, dass die Schattenkante der oberen Lamelle nicht hinter die hintere Kante der darunter liegenden Lamelle „wandert“. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sich keine Sonnenstrahlen zwischen den Lamellen hindurch ins Gebäude verirren. Dennoch wird der Grundsatz beibehalten: So viel Öffnung wie möglich, so viel Abschattung (also Schließung der Lamellen) wie nötig.

Helligkeitssensoren liefern die Information an die Steuerung, ob die Sonne scheint. Der genaue Stand der Sonne und damit der Einfallswinkel des Lichts auf die Lamellen wird mathematisch ermittelt. Grundlage ist die astronomische Formel, die Azimut und Elevation nach dem geografischen Standort, dem Datum und der Uhrzeit ermittelt und diesen Wert mit dem Fassadenwinkel abgleicht. Es ergibt sich aus der Natur der Sache, dass jede Gebäudeseite über eine separate Steuerung verfügt. Extreme Windverhältnisse werden von Windwächtern erfasst, die Steuerung fährt die komplette Anlage dann in die zuvor definierte Ruheposition.

Jeder der insgesamt 23 Antriebe, die beim Acer Gebäude für die Sonnenschutznachführung zum Einsatz kommen, bewegt immer eine Gruppe von übereinander und nebeneinander liegenden Glaselementen. Allerdings sind alle Antriebe, die sich auf der selben Gebäudeseite befinden, synchron geschaltet. Die jeweiligen Positionswechsel erfolgen immer in 15-Grad-Schritten. Alle Antriebe sind mit einem automatischen Überhitzungsschutz ausgestattet.

Projektdetails
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